Weickenmeier, Kunz + Partner

neue balan | Haus 14+26

München

2017
Allgemeine Südboden Grundbesitz AG

Leistungsphase 1 – 8

Fakten

2023 Belobigung Deutscher Städtebaupreis
21.676 Quadratmeter Grundfläche
77.564 Kubikmeter umbauter Raum

Haus 14+26 Neubau eines Bürogebäudes mit Einzelhandelsflächen
Büro & Verwaltung

Die Bebauung des Areales wurde 1957 initiiert durch das innovative und aufstrebende Unternehmen Siemens & Halske auf Basis eines städtebaulichen Konzeptes der Architekten von der Lippe und Hans Maurer. Sie planten einen Campus für das international tätige Unternehmen, eine kleine Stadt auf dem damals noch freien Feld.

Die Unternehmensansiedlung sollte in Abgrenzung zu den historischen Backsteingebäuden, die man noch in Berlin von früheren Siemensbauten kennt, in einer weißen, luftigen, durch-grünten Architektur erfolgen, die sich an den sogenannten "internationalen Stil" der frühen 20er Jahre anlehnte. Dieser Stilbegriff mit Verbindungen zu "Neuem Bauen" und "Neuer Sachlichkeit" war erstmals von Henry-Russell Hitchcock und Philipp Johnson 1932 in einer Ausstellung über moderne Architektur im Museum of Modern Art in New York geprägt worden, aufgenommen von Alberto Sartoris in seinem umfangreichen Werk "Die Elemente der funktionalen Architektur": "Im weiteren essentiellen Aspekt des Funktionalismus charakterisiert er die Suche nach einem zeitgenössischen Stil mit einheitlichen Konstruktionsverfahren, die aber vielfältige Anwendungen und Interpretationen ermöglichen müssen [...]. Die Forderung nach einfachen, nüchternen und nützlichen Formen führt zur Ausbildung einer einheitlichen, ästhetischen Richtung [...]."

Hierzu gehört

  • das neue Verständnis von Architektur mehr als Raum denn als Masse,
  • modulare Regelmäßigkeit anstelle von achsialer Symmetrie als ordnendem Gestaltungsmittel,
  • Verbot willkürlicher Ornamentierungen.

Es ist eine neue Auffassung, dass Bauen Wissenschaft sei und keine Kunst, das Ästhetische ist auf das Technische bezogen, wenn nicht gar von ihm abhängig.
Modernes Bauen bedeutet in diesem Sinne eine kompromisslose Geradlinigkeit, die Verwendung standardisierter Teile und der Verzicht auf schmückende oder überflüssige Detaillierung.

In Verbindung damit verliert die tragende Außenwand ihre Bedeutung zugunsten von Tragsystemen mit Rahmen oder Skelett aus bewährtem Beton, das aus der Entfernung wie ein Gitter aus Vertikalen und Horizontalen wirkt; Wände sind eher untergeordnete Elemente, die wie dünne Scheiben in das Tragwerk eingepasst sind oder es wie eine Haut umgeben.

Grundrisse können jetzt mit weit größerer Freiheit behandelt werden als in der Vergangenheit, die Stützen sind bei den modernen Konstruktionen so gering im Durchmesser, dass sie keine ernsthafte Behinderung darstellen.
Dies geht einher mit dem Verzicht auf geneigte Dächer zugunsten eines Flachdaches mit ausnehmend knappem Rand, in Einzelfällen auch tonnenförmige Dächer, wie sie an der St.-Martin-Straße stehen. Das reine Volumen wird als immateriell und gewichtslos empfunden, als geometrisch bestimmter Raum.

In diesen Städtebau, Architektur und Geist fügen sich die Gebäude Haus 14 und 26, fügen sich auch die Nutzungen, die im "verwaltungsrechtlichen Vertrag" 2009 zwischen der Landeshauptstadt München und der Allgemeinen Südboden Grundbesitz AG vereinbart wurden:

  • Großhandelsbetriebe mit Lager, Logistik und Ausstellung
  • eine Sixt-Autovermietung im Erdgeschoss
  • in den Obergeschossen Büro-Verwaltung mit Betrieben und Strukturen wie sie im Campus bereits angesiedelt sind

In der realen Umsetzung eines Planungs-Prozesses entsteht ein Stück Architektur der Moderne, klar, qualitätvoll, geradlinig, ehrlich, unaufgeregt – eine Architektur, die in allem Anspruch des Kreativen weder den Zweck noch die gebührende Ökonomie aus dem Auge verliert.
Form, Material und Konstruktion bedingen sich gegenseitig – es wird ein offenes Gebäude entstehen mit Beton, Glas, Stahl und Aluminium, sowie mit einem weiß eingelassenen Putz, wie er auf dem Areal in Folge der Bauhaus-Architektur schon immer schöne Tradition ist.

Die neue Architektur soll die Idee der Neuen Balan fortschreiben; sie soll hier konkret den Nucleus bilden für weitere Bausteine, letztlich für einen Campus im Wortsinne, in dem Forschung und Verwaltung, Arbeit und Rekreation bestens aufgehoben sind.

Carl Friedrich von Weizsäcker hat einmal in Anknüpfung an Platon gesagt:“ Das Schöne ist eine Erscheinungsweise des Guten“ und spannt den Bogen von „einem guten Schuh, der nicht drückt“ bis hin zum Ausgleich von „Ökonomie und Ökologie!“
und: „Schönheit ist eine Mitwahrnehmung des Lebensnotwendigen“.

Unser Entwurf impliziert die Hoffnung, dass unsere Häuser 14 und 26 die gesetzten Erwartungen aller erfüllt; Architektur als die Summe des Schönen und Guten. Damit ließe sich auch dann etwas von der Kultur der Allgemeine Südboden ausdrücken, eine sogenannte Mehrwertfunktion:
Offenheit und Transparenz, die benannte Geradlinigkeit, das Schnörkellose werden in diesem Sinne vom Geist eines Unternehmens zeugen, das im Bereich der Immobilien Welt höchst angesehen ist.

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Lichtplanung: dpa lighting consultants

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